Baugeschichte

Historische Eckdaten

Artefakte von Ostnorischen Siedlungen und vom "La Tene" Kulturkreis sind im Gebiet des Weizer Landes gefunden worden, sowie Gefäße, Scherben und Geräte aus der Römerzeit auf dem Sturmberger Felskegel. Es liegt also eine frühe Besiedelung dieser in strategisch ausgezeichneter Position liegender Felsformation vor. 

Mitte bis Ende des 12. Jh. errichteten die Feistritzer zur Sperrung der nach Norden führenden Straße die Festen Alt und Neu Sturmberg. Beide Burgen müßten entgegen der einschlägigen Literatur laut den Mauerwerksuntersuchungen des Herrn Doz. Dr. Werner Knapp aus dem 20 Jh. etwa zur gleichen Zeit entstanden sein. Zu Beginn des 13. Jh. wurde das Anwesen zu Alt Sturmberg an das Stift Göß in Leoben übergeben. Die Sturmberger erhielten jenes als Lehen vom Stift. Neu Sturmberg dürfte von Beginn an von den Sturmbergern auf eigenem Grund und Boden errichtet worden sein.

Die Besitzer gaben von nun an den Burgen ihre Namen. Das Geschlecht der Sturmberger hatte eine höhere Stellung inne als die Ratmannsdorfer, welche mögleicherweise verwandt waren. Die Sturmberger, ein Rittergeschlecht ihres Zeichens, führten in ihrem Wappen den Krebs. Um 1400 wird die größte Ausbaustufe der Feste Neu Sturmberg einem Albrecht von Sturmberg zugeschrieben.

1437 fielen beide Burgen dem Geschlecht der Ratmannsdorfer zu. Mitte des 15. Jh. kam es zu einer schlechten wirtschaftlichen Lage, zahlreiche Besitzungen wurden verkauft. Es ist anzunehmen, daß bereits zu diesem Zeitpunkt der Verfall des hinteren Wohngebäudes von Alt Sturmberg begann, was auf dem Stich von Vischer (1680) ersichtlich ist. Vom Ende des 15. Jh. bis zum Beginn des 16. Jh. gibt es keine Aufzeichnungen über das Schicksal der Burgen. Es kam zu Kriegswirren und Türkeneinfällen.

1542 wurden beide Burgen mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer Gesamtwehranlage verbunden. 1610 ist festzuhalten, daß Alt Sturmberg nicht mehr bewohnt wurde. Im Laufe der Geschichte kam es in weiterer Folge zu häufigem Besitzwechsel. Mitte des 17. Jh.s hatte man das Gut komplett verwahrlosen lassen. In den darauffolgenden Jahren kam das Gut an die Herrschaft Wachsenegg, um schließlich in die Herrschaft Thannhausen einverleibt zu werden.

Die alte Burg muß zumindest bis zur Mitte des 18. Jh. in einigen Teilen wieder bewohnbar gemacht worden sein. Wahrscheinlich wurden auf Grund der Dachsteuer einige Dachpartien abgedeckt, denn die Oberburg galt damals schon seit langem als baufällig. 1780 wurde das Eisen, welches sich im Gemäuer aus statischen Gründen verbarg, an den Klingenschmied Mosdorfer verkauft, welcher es heraussprengte und somit den endgültigen Untergang der Burgen besiegelte.

Seit 1806 befinden sich beide Ruinen im Besitz der Reichfreiherrn von Gudenus (Thannhausen).

Baugeschichte

ALT oder UNTER STURMBERG

Bis zum 14 Jh. gibt es keine schriftlichen oder graphischen Aufzeichnungen über die Feste. Es ist allerdings mit trifftigem Grund anzunehmen, daß der Baubeginn von Alt Sturmberg gegen Ende des 12. Jh. erfolgt sein mußte. Wahrscheinlich wurde der Wehrturm BF mit einigen (anschließenden) Wohnbauten WG I-III aus Stein errichtet, die Freiräume zwischen den Gebäude durften mit einer Ringmauer geschlossen worden sein. Als gesichert gilt nur der Bestand des 14.Jh.s. Der Wehrturm BF  war bereits in vollem Umfang ausgebaut, im Südwesten des Bergfrieds befand sich ein vermutlich 2-geschossiges, dreiteiliges Wohngebäude WG I-III, welches zugleich als Wohnhaus und Wehrmauer fungierte, da im ersten Geschoss nur Schießscharten vorhanden sind. Man kann bei genauerer Betrachtung folglich feststellen, daß bis zum 2. Geschoss ein Bruchsteinmauerwerk mit nur wenigen Ziegeleinschlüssen vorhanden ist, aber im später aufgebauten 3. Geschoss erhöht sich die Anzahl der Einschlüsse aus gebranntem Ton. Allgemein ist zu sagen, daß es im Mittelalter üblich war, Mauerschäden durch Ziegelmaterial auszubessern. Die Fenster im südlichsten Teil des Wohngebäudes WG III sind deutlich späterer Zeit zuzuordnen, denn das Sturzgewölbe wird ausschließlich aus Ziegeln gebildet, und die lichten Weiten der Öffnungen sind deutlich größer als die der beiden anderen Gebäudeteile WG I-II, deren Stürze ausschließlich mit Steinen materialisiert worden sind. Die Verbindung zwischen dem Wohngebäude WG I und dem Bergfried BF im Norden stellte eine Ringmauer dar, 2 – 3 Geschosse hoch, gegen das Antlitz der Neuburg manifestiert. Im Süden besorgt jene Aufgabe ein zweiteiliger Torbau BT II, das äußere gotische Spitzbogentor fand wahrscheinlich eine Einrahmung aus Sandstein, zwischen den beiden Tormauern führte eine Treppe TR unter dem raumüberspannenden Tonnengewölbe zum südlich gelegenen Wohntrakt WG III. Ein Holzgaleriesystem überbrückte schließlich noch ein Stockwerk, bevor der überdachte Bergfriedsteg in einer Höhe von etwa 5 Metern über Hofniveau in den 4 (oder 5) geschossigen Wehrturm BF mit gotischem Spitzbogenfenster führte. Das Vorhandensein eines Spitzbogenmaßwerkfenseters stellt einen enormen Seltenheitswert betreff Burganlagen dar. Die innere Öffnung des alten Torbaus BT II überspannt ein aus Bruchsteinen bestehender Rundbogen. Zu dieser Zeit könnte bereits die Südwestfassade des inneren Hofes ein Bogen- bzw. Arkadengang geschmückt haben; der innere Hof H I hatte im 14. Jh. seine größte räumliche Ausdehnung notifizieren können.

 

Zwischen dem 14. Jh. und dem späten 15. Jh. ist eine weitere Veränderung der Burganlage anzunehmen. Der Bogengang im inneren Burghof müßte zumindest zu dieser Zeit fertiggestellt worden sein. Die Wohngebäude WG I-III aus dem 14. Jh. wurden um ein Geschoss erhöht (Es ist ein deutlicher Mauerwerksversatz zu bemerken), im gleichen Zuge wahrscheinlich auch die nördwestliche Ringmauer, was die Eckanbindung zeigt, und ihr Gegenstück im Süden, ein Torbau BT III. Im mittleren Teil des Wohngebäudes WG II dürfte entweder ein Balkon, ein Pechinstrumentarium oder ein Abort installiert gewesen sein. Weiters ist ein Bauwerk WG V im südlichen Teil von Alt Sturmberg entstanden. Ein wehrhaftes Wohngebäude, 2 – 3 Geschosse hoch, welchem vermutlich ein erweiterter Burgtorbau BT III, gegen Nordosten gehend, vorgelagert war. Diese Tatsache beruht auf der Spekulation von Bauwerksfugen, die zum einen eine feste Mauerwerksverzahnung, zum anderen keine Verbindungselemente der Bauteile aufweisen. Auf der Höhe des Bergfriedes sind im Süden noch Reste eines gewaltigen Rundbogens (Burgtorbau BT III) zu erspähen.

 

Im späten 15. Jh. oder im frühen 16. Jh. erfolgte die zweite große Bauperiode von Alt Sturmberg, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der umfassenden Revitalisierung von Neu Sturmberg. Die Rundtürme RT und RT 1-4 von Alt und Neu Sturmberg dürften gleichen Alters sein. Entweder entstanden sie im Zuge dieser innovativen Erweiterung oder sind um 1600 zu datieren. Der Rundturm RT an der Nordwestecke der Burganlage beherbergte 3 Geschosse. Auch im Innenhof H I der Altburg kam es zum Anbau eines Zusatzgebäudes WG IV, welches den Hof deutlich in seiner räumlichen Ausdehnung beengt hatte. Wiederum dürfte ein Ausbau des vorhandenen Holzbrückensystems für die Erschließung des Burgfriedes zuständig gemacht worden sein, denn vom Wehrturm aus konnte man laut der einschlägigen Literatur zwei Gebäude des Hofes erreichen.

 

Auch im südöstlichen Hauptteil der Ritterburg wurden Veränderungen vorgenommen. Das Wohngebäude WG V, welches zwischen den beiden Bauperioden errichtet wurde, wird jetzt von einem 3 geschossigen, über dem Gebäudeteil K III vorkragenden Wohnbau ersetzt bzw. überbaut. Diesem Neubau wurde in nordöstlicher Richtung ein weiters, 3 geschossiges Gebäude K I-III angeschlossen; beide Bauten erhielten einen geräumigen Keller mit Tonnengewölbe, der die Jahre des Verfalls, ausgehend vom 17. Jh., in makelloser Form überdauert hat. Als Abschluß zum Nordosten manifestiert sich ein gewaltiger, 3 geschossiger Torbau BT, mit dessen Erbauung ein weiterer Hof H II zustande kam. Da alle bisherigen Baukörper streng nach stereometrischen Gesichtspunkten und planerischen Erfordernissen gestaltet sind, ist die Form der nördlichen Torbaubefestigungsmauer BT in Frage zu stellen. Entweder kam die Ausformung zustande, indem sich ein älteres Bauwerk zuvor an die eine Ecke des Burgfrieds schloß, oder die Außenwand folgte schlicht dem topographischen Verlauf dieser Eingangssituation. Ein Tonnengewölbe im untersten Bereich des Torbaus kann als gesichert gelten, zwei weitere Tonnengewölbe, den Aufweg zur Burg im rechten Winkel kreuzend, schließen sich nach beiden Seiten dem Torgewölbe an. An der östlichsten Ecke des neuen Wohngebäudes fand die wehrhafte Umfassungsringmauer der Gesamtanlage statischen Halt.

 

Zwischen Mitte des 16. Jh. und 1680 traten zwei weitere Zusatzbauten ZB I -II in Erscheinung. Im Süden der nunmehr gewaltigen und in ihrer Erscheinungsform einzigartigen Burganlage wurde ein Zusatzbau ZB I mit Tonnengewölbe, das unterste Geschoss überspannend, angebaut. Desgleichen projektierte man an der südöstlichen Seite der Toranlage aus dem 16. Jh. einen weiteren Zusatzbau ZB II, welcher auch möglicherweise die Funktion der statischen Stützung übernehmen mußte.

Über die bauliche Entwicklung des lokalen Ensembles (Meierhof etc.) der beiden Ritterburgen war nichts in Erfahrung zu bringen, allenthalb gibt der ausführliche Stich von Vischer Auskunft über das Baualter dieser Anlagenteile der gesamten Herrschaft.

NEU oder OBER STURMBERG

In der einschlägigen Literatur wird festgehalten, daß Neu Sturmberg erst im späten 15. Jh. oder zu Beginn des 16. Jh. enstanden sein könnte, dieser Tatsache trägt auch die zweite umfassende Bauperiode der Gesamtanlagen in Sturmberg Rechnung. Jüngere Mauerwerksuntersuchungen vom Herrn Doz. Dr. Werner Knapp hingegen datieren eine Anlage in das 12. Jh. Auch die Annahme, zwei verwandte Familien hätten schon früh beide Burgen besessen, wo hingegen Neu Sturmberg nie als Lehen ausgewiesen wurde, könnten diese Beweisführung unterstützen. Es stand mir nur wenig baugeschichtliches Material über diese Anlage zur Verfügung, auch sind nur mehr kümmerliche und ruinöse Reste erhalten geblieben. Wir können also von einer, aus dem 12. Jh. stammenden, der Topographie folgenden Rechteckform WG 1 ausgehen, vermutlich detto Alt Sturmberg vorerst zweigeschossig , ehe sie im 16 Jh. im Sinne der Renaissancearchitektur umgestaltet wurde. Die Oberburg wurde dem Baustil der Renaissance entsprechend mit Rundtürmen RT 1-4 ausgestattet und diente den Besitzern wohl hauptsächlich als Wohnburg.  In späterer Zeit umschloß eine wehrhafte Ringmauer, teils die Gebäude einbeziehend, jene mußten die Funktion des weiteren Schutzes übernehmen, beide Anlagen. Am Ende des 17 Jh. ging laut Vischer´s Stich eine gedeckte Treppe A 1 hinab vom 3 geschossigen Wohngebäude WG 1. Auf dem Felskegel gab es noch eine weitere Wehrmauer, die zwischen sich und dem Wohnhaus einen langgestreckten Hof Z 1 zuließ. Die Situation des besagten Aufganges in Vischers Stich entspricht aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten, denn der Aufgang A 1 zum Schloß verlief zwischen den beiden Rundtürmen RT 2 und RT 4 in das Untergeschoss der Burg. Ein dementsprechender Rundbogen aus Bruchsteinmauerwerk ist heute noch ersichtlich. Weiters schließt sich diesem Torbogen zur Linken ein unterirdischer Gang GG 1 an, der ausgehend von der Oberburg zur Unterburg führte, um schließlich, wahrscheinlich teils unterirdisch, teils oberirdisch, die Doppelburg mit dem Schloß Thannhausen wehrtechnisch zu verbinden. Der Beginn dieses Ganges ist heute noch ersichtlich, der weitere Verlauf ist nicht bewiesen, außer dem Faktum, dass man bei Straßenarbeiten im Sattel zwischen dem Landscha und Weizberg einen mit Tonnengewölbe überspannten, unterirdischen Gang entdeckte, welcher bis zu einer Länge von 10 Metern begehbar gewesen sein sollte.

Auch der südliche Vorbau G von Neu Sturmberg dürfte aus dem 16 Jh. entstammen. Der nördliche, turmartige Anbau , der auf Vischers Stich zu sehen ist, darf als zweifelhaft angesehen werden, denn er widerspricht den topographischen Verhältnissen vor Ort. Jedoch ist an dieser Stelle der Rest einer Stützmauer ersichtlich, und laut Clobucciarich hätte außerdem an diesem Ort ein rechteckiger Turmbau (Bergfried) gestanden.

Lokales Ensemble bzw. Burgensemble

Über die Baualterstufen der zum Burgensemble gehörenden Anlagenteile (Meierhof, diverse Wehr- und Wirtschaftsgebäude, Mühlgebäude und Fischereihaus) gibt es keine baugeschichtlichen Aufzeichnungen. Sie sind im Zuge der innovativen Bauphasen von den Hauptburgen entstanden.

Bisherige Nutzung

Die Festen zu Sturmberg galten anfänglich als Schutzinstitution der Siedler, später zur Kapitalsanlage und zum Versatzobjekt mutiert, um nicht zuletzt als Propagandainstrumentarium mißbraucht zu werden. Im Mittelalter hatten die Burgen die Funktion des kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Zentrums inne. Die Grundherrschaft regelte das Alltagsleben und die Beziehungen zwischen dem jeweiligen Grundherrn und Untertanen (Lehenswesen). Die Burgen als Sitz der Adeligen wurden im 18. Jh. aufgrund des bautechnischen Verfalls aufgegeben, wahrscheinlich auch durch das Aufkommen der Dachsteuer begründet. Seit dem Heraussprengen des Eisens haben die Ruinen keine definitive Nutzungsfunktion, allenthalb als Erscheinungsbildträger des nördlichen Eingangs von der Stadt Weiz und als Ausflugsziel jener Schaulustigen.

To top