Weiz - Geschichte und Geschichten

 

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(Weizer WOCHE und zum Gedenken an
Prof. Leopold Farnleitner, Reg. Rat Prof. Franz Hauser und Hans Ritz)

 


Allgemeines zum Thema


Gerhard Seebach, Dr. Phil.; Wien: "Der Begriff "Burg" bezeichnet im allgemeinen eine spezifische Form der mittelalterlichen Profanarchitektur, die Wohn-, Repräsentations- und Wehrbedürfnissen erfüllen und zugleich (als Herrschaftsmittelpunkt) die rechtlich-soziale Stellung des Eigentümers oder Bauherrn (Symbolcharakter des Turmes) - gegeben oder usurpiert - verdeutlichen sollte".

Vor Mitte des 11. Jh. gibt es im Osten Österreichs keine ausgesprochene Tradition des Mauerbaus in Stein. Herrschaftliche Holzbauten mit Gräben, Stein- bzw. Erdwallungen und Palisaden repräsentierten die Zentren des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Kirchenpolitische Momente (Investiturstreit) bewirkten vor 1100 ein gesteigertes Bauwollen seitens des Adels und der Kirche. Es wurde im Zuge der "Inlandnahme" sogenannte "Rodungsblöcke" in strategisch wichtigen Gebieten durchgeführt und zur Festigung bzw. Verwaltung der Ländereien Herrschaftszentren eingerichtet. Zu dieser Zeit kam das im Gegensatz zu Holzbaukonstruktionen stehende, gegen atmosphärischen und feindlichen Übergriffen widerstandsfähigere Baumaterial Stein zum Einsatz. Nach und nach wurden die Intitialbauten aus Holz entweder mit Gebäuden aus Stein überbaut oder aufgelassen und verschwanden somit spurlos.

Im frühen Mittelalter entstanden nördlich der Alpen Fluchtburgen gegen die Invasion der Normannen und Ungarn, die meisten jener Festungsanlagen verfielen oder wurden zu Städten. Ritter- und Dynastenburgen entstehen als Folge des Feudalismus. Grundbesitz als Eigentum oder Lehen (Feudum) und die mit ihm verbundenen Privilegien bildeten die wirtschaftliche Grundlage des Adelsstandes. Die Burgen dienten zugleich der Sicherung des Herrschaftsgebietes und als Wohnsitz des Adels.

Die Entwicklung von der Burg zum Schloß spiegelt den politischen Wandel, der vom Mittelalter in die Neuzeit führte, wider. Die Burg war gleichzeitig Wehrbau und Herrschaftssitz gewesen, wobei die Herrschaft meist einen vergleichsweise kleinen territorialen Bereich umfaßte. Die Sicherheit im Inneren der Ländereien war damals noch nicht wirklich gefestigt. Durch politische und technische Ereignisse kam es zur Trennung der beiden Funktionen - Wehr und Repräsentation. Dazu führte einerseits die Entwicklung moderner Feuerwaffen, welche die mittelalterliche Burg sozusagen wehrunfähig machten, und andererseits die politische Festigung der staatlichen Souveränität (d.h. die innere Befriedigung der meisten Länder nach den Religionskriegen des ausklingenden Mittelalters und die Entstehung des Absolutismus). Die Wehraufgaben übernahmen fortan die Festungen an den Grenzen der Länder, die Repräsentation wurde von den Burgen in das Schloß als Herrschaftssitz verlegt, welches nicht mehr geschützt auf einem Berg zu stehen brauchte. Das Schloß wuchs nicht mehr quasi aus dem Berg heraus, sondern man konstruierte nach den Gesetzen der Geometrie, obwohl ein Relikt der typischen Burgenarchitektur (z.B. mächtige Ecktürme in dem quadratischen bzw. rechteckigen Grundbau), in der Ebene.. Auch begann die intensive theoretische Beschäftigung mit der italienischen und der antiken Architektur, welche unter anderem zu den Flügelbauweisen der Schloßanlagen führte.

Franz Neuwirth, Dipl.-Ing., OR, Bundesdenkmalamt: "Der Begriff der Ruine bezieht sich auf unbewegliche, von Menschenhand geschaffene Objekte, deren Substanz durch Vernachlässigung oder Elemenmtarereignisse soweit reduziert wurde (wesentliches Element in unseren Breiten ist dabei das Fehlen des Daches - Dachsteuer!), daß weder ihre ursprüngliche noch eine andere Nutzung mehr gegeben sind, und deren Zustandsform als labil zu bezeichnen ist (da ohne Schutzmaßnahmen zumeist ein weiterer Abbau der physischen Substanz erfolgt)."

Alt (Unter) und Neu (Ober) Sturmberg

Obwohl die Ruinen zu Sturmberg im DEHIO als denkmalschutzpflichtige Objekte ausgewiesen sind, soll hier im Rahmen der Vorlesung aus "Angewandte Denkmalpflege" der Versuch unternommen werden, quasi in eigener Regie eine Bewertung der Objekte zu erstellen.

Das "Castrum W(V)ides", welches die "Hölzerne Burg zu Weiz" genannt wurde und als Namensgeberin der Stadt Weiz fungierte, ist als das Initialbauwerk des Weizer Landes anzusehen und ist durch Nachfolgebauten aus Stein seiner Funktion enthoben und vollkommen ersetzt worden. Als eine der  Nachfolgebauten sind die Burgen zu Sturmberg anzusehen. Jene liegen am nördlichen Eingang des Weizer Beckens und hatten die Kontrolle der Fahrwege in das Bergland zu übernehmen, darüber hinaus die Abriegelung des Weizer Beckens gegen den Norden.

Bei den betroffenen Objekten handelt es sich um den Typus der "Haus, Doppel- oder Dynastenburg", welche heute in die denkmalpflegerische Kategorie einer "historischen, ungenutzten Ruine" fällt. Die Generationen des 20. Jh. kennen jene Artefakte nur mehr als Ruine, deren damaliger Verwendungszweck aber durchaus erahnt werden kann. Auch wurden jene Zeugen des Verfalls und der baulichen Umstrukturierungen des lokalen Burgensembles. Die Formationen der Baukörper lassen sich einzig und allein im Falle von Unter Sturmberg noch vor Augen führen, denn der Substanzverlust ist bei Ober Sturmberg fast zur Gänze "abgeschlossen".

Die Ruinen sind Erscheinungsbildträger des nördlichen Weizer Beckens und flankieren den Eingang zur Weizklamm. Somit ist eine untrennbare Verbindung mit der Weizer (Siedlungs-) Geschichte gegeben, von welcher die Objekte Zeugnis ablegen.

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